Alle haben mich Ende Juli 2021 bei der Deutschen Meisterschaft mit lockeren 330kg im Kreuzheben gesehen. Aber nur kaum jemand kennt meinen Weg bis dahin.
Vor fünf Jahren habe ich mich schwerwiegend im Rücken verletzt. Diagnostiziert wurden mehrere Bandscheibenvorfälle in der Lendenwirbelsäule (L4/L5 und L5/S1). Ich hatte höllische Schmerzen, die bis in die Wade ausstrahlten. Und das über Jahre. So traf nun auch mich die Volkskrankheit Nummer 1: Rückenschmerzen. Die Ursache für meine Schmerzen waren funktionelle Dysbalancen. Zuvor wurde ich im Herbst 2016 noch Weltmeister im Verband WUAP. Kurz danach fing mein Leidensweg an.
Einige Gespräche, PRT-Spritzen und -zig Therapien später, hörte ich immer ein und die gleiche Aussage von Ärzten: „Du wirst NIE WIEDER schmerzfrei sein, geschweige denn schwere Gewichte bewegen können.“
Solche Aussagen haben mich persönlich und sportlich zurückgeworfen, und trotzdem war mir ab dem ersten Moment der Diagnose klar, dass das Akzeptieren der laut Ärzte offensichtlich ausweglosen Situation für mich nicht die Lösung sein kann.
Durch Zufall lernte ich einen verdammt guten und herzlichen Physiotherapeuten kennen. Den lieben Sam. Leider wohnt er in Süddeutschland, aber jeder Kilometer, den ich in gewissen Abständen zu ihm gefahren bin, war es wert.
Zeit verging. Zwischenzeitich habe ich mich aus Verzweiflung einer privaten- und selbstbezahlten Operation unterzogen. Ein minimalinvasiver Eingriff durch einen seitlichen Zugang an der Bandscheibe, um den ausgetretenen Sequester der Bandscheibe zu entfernen. Laut OP-Arzt hätten danach alle Schmerzen weg sein müssen. Doch nichts passierte. Die OP war umsonst gewesen.
Durch weitere Behandlungen bei meinem Physiotherapeuten Sam wurde ich tatsächlich step by step schmerzfreier. Auch wenn ich damals schon anderen Athleten helfen durfte, war und bin ich nicht allwissend und habe in dieser Zeit unglaublich gelernt. Mir wurden fachlich meine Dysbalancen und Probleme aufgezeigt. Selbstverständlich war die passive Therapie sehr hilfreich, trotzdem musste ich aktiv und eigenständig an meinen Problemen arbeiten! Auch eine Sache, die mir vorher nie so extrem bewusst war. Ein Therapeut hilft und unterstützt dich auf deinem Weg, er kann dir dein aktives Handeln nicht abnehmen! Es ist dein Körper und du bist selbst dafür verantwortlich!
Wie ging es weiter? Nach insgesamt vier Jahren war ich wieder komplett schmerzfrei und habe mich langsam wieder progressiv mit Gewichten steigern können. Aber klar wurde mir in dieser Zeit ebenfalls: ICH WILL MEHR! Mehr als nur Athlet und Coach sein. Ich möchte Physiotherapeut werden. Als sei es Schicksal gewesen. Die Zeit hat mich geprägt und ich war mir sicherer denn je. Nun steht die Abschlussprüfung vom Examen zum staatlich geprüften Physiotherapeuten auch schon vor der Tür.
Ich habe viel Zeit verloren, aber im Nachhinein bereue ich nicht einmal mehr meine Verletzung oder die Operation. All dies gab mir meine Motivation, mich stetig weiterzubilden, nicht den Kopf hängen zu lassen und weiter mit Therapiemöglichkeiten meine Erfahrungen machen zu dürfen. Das macht mich aus und ich bin mir sicher, dass ich nur deswegen so fachgerecht meine Kunden und Patienten betreuen kann.
Ich kann als Leistungssportler und Mensch zu 100% nachvollziehen, wenn man Schmerzen oder Probleme mit seinem Körper hat. Und ich bin da, um euch mit meiner Erfahrung und meinem Wissen weiterzuhelfen.